Hochmoderne Jagdschiessanlage offiziell eröffnet
Seit fast zwei Monaten ist die hochmoderne Jagdschiessanlage Widstud neben dem Hardwald in Bülach bereits in Betrieb. Letzte Woche erfolgte die offizielle Einweihung.
Von links: Urs Philipp, Martin Neukom, Markus Kägi sowie Andres Türler, Präsident des Widstud-Verwaltungsrates. Bild: rst
Seit fast zwei Monaten ist die hochmoderne Jagdschiessanlage Widstud neben dem Hardwald in Bülach bereits in Betrieb. Letzte Woche erfolgte die offizielle Einweihung.
Bülach. Dem ehemaligen Zürcher Regierungsrat Markus Kägi fiel die Ehre zu, in der neuen Jagdschiessanlage Widstud den «Einweihungs»-Schuss abzufeuern. Seine «Sportlichkeit» im Präzisionsschiessen wurde vor ein paar Dutzend geladenen Gästen einer Prüfung unterzogen. Und Kägi, der in seiner Zeit als Regierungsrat im Jahre 2012 in Winkel unter anderem die Laudatio zum Londoner Triathlon-Olympiasieg von Nicola Spirig gehalten hatte, bestand diese mit Bravour und erzielte einen Neuner, den zweithöchsten Wert auf der Zielscheibe. Kein Wunder: Denn Kägi ist selbst auch Jäger und mit diesem Projekt tief verbunden.
Von Bundesgesetz her sind die Jäger verpflichtet, ihre Treffsicherheit durch permanentes Training und einen jährlichen Nachweis zu belegen. Jäger Kägi wurde den Status-Anforderungen also auch vor Publikum gerecht. Er hatte die Widstud-Anlage zu seiner Zeit als Regierungsrat des Kantons Zürich einst an Urs Philipp in Auftrag gegeben, der als Delegierter des Kantons Zürich bei der Einweihung auch die Hintergründe zur Entstehungsgeschichte erläuterte. Philipp, der auch Verwaltungsrat der entsprechenden Betriebsgesellschaft ist, fand unter anderem den Standort und pflegte die Kontakte mit den verschiedensten Verwaltungen.
Die für die Widstud-Anlage zu erfüllenden Rahmenbedingungen und Auflagen waren enorm anspruchsvoll und vielschichtig: Bei der Raumplanung war beispielsweise der Abstand zu grösseren Siedlungen gefordert. Vernetzungsfragen, Landschaftsförderung und Lärmschutzbestimmungen oder die Bestimmung der Wildtier-Korridore waren weitere Aspekte. Fragen zu Geologie, Hydrologie sowie zu den Nutzungsvorgaben der Kiesgrube mussten ebenso geklärt werden. Es folgte der Richtplan, danach der Gestaltungsplan, der bis zu seiner Rechtskraft eine Dauer von fünf Jahren beanspruchte. Zudem waren und sind schadstoffarme Produkte gefordert, zum Beispiel bei den Wurftauben. Nachhaltigkeit war natürlich gefragt. Schliesslich waren noch zwei Hektaren Ausgleichsflächen gefordert, die mit entsprechenden Biotopen umgesetzt wurden. Von den Kompensationsflächen sei deutlich mehr gemacht worden, als vorgeschrieben gewesen sei, so Philipp.
Die Anlage sei umweltverträglich und nachhaltig. Sie sei auf einer Kiesgrube auf einem belasteten Standort gebaut worden. «Ich behaupte deshalb, dass wir keinen wertvollen Boden verloren haben. Wir konnten durch diesen Neubau drei andere Standorte freimachen. Und da reden wir dann nicht von den geforderten sechs, sondern von rund 20 Hektaren, die wir für die Natur zur Verfügung stellen.» Der grosse Teil davon stünde heute unter Naturschutz.
Ein riesiges Thema auf der Widstud-Anlage ist die Sicherheit, deren Umsetzung von den Verantwortlichen als rigid bezeichnet wird. Nur wer registriert sei, erhalte Zutritt. Zahlreiche technische Probleme seien in der zehnjährigen Umsetzungsphase aufgetreten. Unzählige Unkenrufe hatte Urs Philipp in dieser Phase vernommen, dass die Anlage nie eröffnet würde. «Umso grösser ist nun die Zufriedenheit, dass es geklappt hat», sagt er.
Ein Einweihungsfest mit Wettschiessen hätte den Rahmen gesprengt, deshalb habe man sich für eine formelle Eröffnung entschieden, wurde an der Medienkonferenz betont. In der Widstud-Anlage stehen den Jägerinnen und Jägern mehrere Übungsvarianten zur Verfügung, beispielsweise das Schiessen auf bewegte Ziele und aus unterschiedlichen Entfernungen.
In der freien Wildbahn war auch schon der aktuelle Regierungsrat Martin Neukom zusammen mit Markus Kägi beim Jagen unterwegs. Der «Wenig-Fleischesser» Neukom erinnert sich an seine Premiere: «Wir erwischten ein paar Wildschweine, ein Reh sowie einen Fuchs.» Er selbst sei da in den Jäger-Slang und die Gepflogenheiten der Jagd eingeführt worden, inklusive dem Verzehr einer Reh-Leber.
«Die Jagd ist auch aus ökologischer Sicht interessant. Natürliche Öko-Systeme gibt es im Schweizer Mittelland nicht mehr. Wenn wir nicht eingreifen, haben wir definitiv ein Problem. Ein solches haben wir im Wald und auch in der Landwirtschaft», so Neukom. Die Jagd zählt in diesem Zusammenhang auch zur Schädlingsbekämpfung, habe aber noch zahlreiche weitere Zwecke. Nächstes Jahr könnte für die treffsichersten Jäger vielleicht auch der Japan-Käfer ins Visier genommen werden, meinte Neukom mit einem Augenzwinkern. «Die Umweltanforderungen werden mit dieser Anlage hier auf jeden Fall erfüllt», bestätigte der Regierungsrat.
Mit dieser Anlage gehörten auch Negativpunkte von mittlerweile geschlossenen Schiessanlagen der Vergangenheit an. «Diese Anlage wird keine Altlasten hinterlassen», sagte Neukom. Bei der mittlerweile geschlossenen Anlage in Embrach werde es noch einige Jahre dauern, bis sich die Natur erholt haben werde.
Richard Stoffel
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