Im Alter vernetzt und selbstbestimmt
In einer Abschlussveranstaltung informierte die Gemeinde Embrach über die Resultate im Rahmen des Alterskonzepts und zeigte die Bemühungen der Arbeitsgruppe «Lokal vernetzt älter werden» auf.
Förster Thomas Hubli zeigt, warum die Eschen im «Hardhölzli» nicht mehr zu retten sind. Bild: sj
In einer Abschlussveranstaltung informierte die Gemeinde Embrach über die Resultate im Rahmen des Alterskonzepts und zeigte die Bemühungen der Arbeitsgruppe «Lokal vernetzt älter werden» auf.
Embrach. Rund 120 Senioren und Seniorinnen strömten vergangenen Freitag in den Gemeindesaal. Roland Zehnder, Embrachs Ressortvorsteher Gesellschaft, zeigte sich hocherfreut über das grosse Interesse am Abschlussanlass «Lokal vernetzt älter werden/Alterskonzept». Eine Vision und Leitgedanken zum Alterskonzept hat der Gemeinderat an einem Workshop im Mai 2021 formuliert. Demnach setzt sich die Gemeinde für die Eigenständigkeit auch im hohen Alter ein und schafft ein generationenfreundliches Umfeld, welches älteren Menschen erlaubt, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und integriert zu sein.
Bei Bedarf sollen Embracher und Embracherinnen auf eine umfassende Versorgung zählen können – ein System, das neben den vorgeschriebenen kommunalen Aufgaben auch die Sicherheit im öffentlichen Raum, die Wohnumgebung, die Mobilität, Alltagsunterstützung, gesellschaftliche und präventivaufsuchende Angebote sowie verschiedene Wohnformen sicherstellt. Breit aufgestellt, niederschwellig und gut sichtbar sowie generationenverbindend ausgestaltet soll das unter Einbeziehung der Bevölkerung entwickelte Angebot sein. «Jung und Alt können gegenseitig voneinander lernen, es wäre schade, wenn wir das nicht nutzen», zeigte sich Zehnder überzeugt. Zur Erarbeitung des Alterskonzeptes wurde ein Projektteam unter externer Leitung der Organisationsentwicklerin Christiana Brenk eingesetzt, das im September 2021 mit einer Situationsanalyse startete. An der Online-Umfrage «Wie altersfreundlich ist meine Gemeinde?» nahmen rund 100 Einwohner und Einwohnerinnen teil. Knapp zwei Drittel zeigten sich zufrieden, bei den Themen Wohnen, öffentlicher Raum und Gebäude sowie Teilnahme und gesellschaftliches Leben offenbarte sich Handlungsbedarf.
Gut besucht war der Mitwirkungsanlass am 7. Mai letztes Jahr unter der Fragestellung «Wie stellen Sie sich das Leben und Wohnen im Alter vor?». Den partizipativ erarbeiteten Fundus an Themen und Anliegen teilte die Projektgruppe anschliessend in fünf Handlungsfelder ein: «Wohnen ist die grösste Herausforderung in Embrach», sagte Zehnder. Weitere Themen sind Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Gesundheitsförderung und Alltagshilfe sowie Information, Beratung und Koordination. Nach der Abnahme durch den Gemeinderat im September 2022 – laut Zehnder ein «Meilenstein» – konnte die Projektgruppe pro Handlungsfeld mögliche Massnahmen definieren, welche in den kommenden drei Jahren schrittweise umgesetzt werden sollen.
Am 31. Mai dieses Jahres verabschiedete der Gemeinderat das Alterskonzept und fasste zwei Beschlüsse: Zum einen wird in der Gemeindeverwaltung eine Anlaufstelle Alter und Pflege mit 50 Stellenprozenten aufgebaut. Was in grösseren Gemeinden üblich, sei für Embrach ein Novum, führte Zehnder aus. «Ich freue mich sehr, dass wir den Schritt nun auch vollzogen haben und dafür die bereits bestens bekannte Doris Mang gewinnen konnten.» Die Stelle diene der Information, Beratung und Triage von älteren Menschen und ihren Angehörigen und sorge für eine Vernetzung und Koordination der in der Altersarbeit tätigen Akteure, erläuterte die neue Bereichsleiterin. Als weiteren entscheidenden Schritt will der Gemeinderat die Alterskommission von heute vier auf sieben bis zehn Mitglieder ausbauen. Alle übrigen Handlungsfelder sollen dort gebündelt und weiterentwickelt werden. Sobald das gesetzlich vorgeschriebene Organisationsreglement erarbeitet und abgenommen ist, können sich Interessierte zur Mitarbeit melden.
Der zweite Teil des Nachmittags war dem Projekt «Lokal vernetzt älter werden» gewidmet – ein vom Kanton Zürich im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung initiiertes Programm, an dem sich Embrach beteiligt. Ziel ist es, die ältere Bevölkerung in die Entwicklung der Angebote aktiv einzubinden, Unterstützungsangebote in der Gemeinde besser zu koordinieren und bekannter zu machen, besonderes Augenmerk wird auf die Erreichbarkeit sozial weniger integrierter Personen gelegt. «Bei der Umsetzung der Massnahmen des Alterskonzepts kommt uns das Projekt sehr gelegen, es wird zudem grosszügig vom Kanton unterstützt», betonte Zehnder.
Ebenfalls unter dem Vorsitz von Christiana Brenk und von der Gemeinde begleitet, setzen sich neun engagierte Senioren und Seniorinnen in Arbeitsgruppen mit den Themen Wohnen, Sport und Freizeit, Alltagshilfe, Verkehr, «Mitenand/Fürenand» sowie Publikationen auseinander, sammeln Ideen und regen Projekte an. Viele Aktivitäten und Anlässe seien bereits vorhanden, fasste Bruno Kramer als Fazit zusammen, es fehle jedoch eine Stelle für Koordination und Unterstützung der Organisationen und Vereine, eine Bedürfnisabklärung in der Gemeinde ebenso wie ein aktives, zentrales Anstossen von Aktivitäten. Thea Hüppi, im Bereich «Mitenand/Fürenand» engagiert, nutzte den Anlass für einen motivierenden Aufruf: «Soziale Kontakte sind wichtig für die Lebensqualität – im Alter werden sie weniger, umso wichtiger ist es, sich neu zu vernetzen.»
Mit zwei Fragebögen hat die Arbeitsgruppe bereits Vorarbeit für das Konzept zur Nachbarschafts- und Alltagshilfe geleistet, welches von der Alterskommission ausgearbeitet werden soll, erklärte Doris Mang. «Wir möchten die Gelegenheit nutzen, um dafür ‹gluschtig› zu machen: Jene, die sich engagieren möchten, sowie jene, die sich Hilfe wünschen – denn es ist wichtig, sich dies auch einzugestehen.» Weiterhin wies sie auf die im November startende Weihnachtsaktion «Freude schenken» hin, welche Menschen erreichen soll, die über wenig soziale Kontakte oder geringe finanzielle Möglichkeiten verfügen: «Eine schöne Geste, welche Generationen verbindet und die Gesellschaft stärkt.» Die Maturandin Floriana Schickli begleitete den Anlass musikalisch. Der anschliessende Apéro wurde zum regen Austausch genutzt.
Martina Kleinsorg
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