Kulturgeschichte entlang der Glatt erleben
Am letzten Samstag wurde der kulturhistorische Weg «Kraft des Wassers an der Glatt» mit drei Gruppen-Führungen und einer Eröffnungsfeier offiziell eingeweiht.
Die Projektgruppe der Lesegellschaft Bülach mit Stadträtin Andrea Spycher (v.l.: Thomas Kuhn, Fredi Ferrario, Andrea Spycher, Hannelore Schlecht, Präsidentin der Lesegesellschaft, Pascal Waldner, Ueli Langmeier und Thomas Zaugg). Bilder: Sabrina Abate Detmar
Am letzten Samstag wurde der kulturhistorische Weg «Kraft des Wassers an der Glatt» mit drei Gruppen-Führungen und einer Eröffnungsfeier offiziell eingeweiht.
Bülach. Die Lesegesellschaft Bülach lud am vergangenen Samstag zu einem kulturellen Programm an der Glatt mit anschliessendem Festakt ein, an dem rund 100 Besucher teilnahmen. Gefeiert wurde die Einweihung von acht neuen Tafeln auf dem Fluss-Wanderweg von Bülach/Hochfelden nach Glattfelden, die zur Erkundung von 15 Themen rund um die Geschichte der Glatt einladen. Die neue Einrichtung, die ein beliebtes Erholungsgebiet kulturell erschliesst, entstammt einer Idee von Ueli Langmeier von der Lesegesellschaft Bülach, die im Frühjahr 2021 eine Projektgruppe bildete. Konzept und Texte für die Tafeln wurden in ehrenamtlichem Einsatz erarbeitet, während Sponsoren die Umsetzung des Projektes sicherten.
Die Kraft des Wassers bildet den Leitfaden des historischen Parcours, der sich am vier Kilometer langen Uferweg gemütlich erkunden lässt. Einige Tafeln erzählen vom früheren Alltag an der Glatt, als zum Beispiel die Maschinen der Spinnerei Jakobstal (1863–1982) und der Zwirnerei Hochfelden (1874–1962) mit Dampf- beziehungsweise Wasserkraft angetrieben wurden.
Die Zeitreise führt bis in die ältere Eisenzeit (800 bis 450 vor Christus) zurück, als die Kelten einen Zufluchtsort in Flussnähe errichteten, dessen seitliche Wälle auf einem Hügelsporn – etwas abseits vom Wanderweg – erhalten sind. Die Themen der Tafeln sind gründlich recherchiert und übersichtlich verfasst. Der thematische Bogen spannt sich bis zum heutigen Konzept eines Naturschutzgebiets, das am Auenreservat Klarenwiesen/Werd verstehen lässt, wie Wasser Natur und Leben fördert. Hier wurde in den Jahren 1980 bis 1981 ein ökologischer Ausgleichsort angelegt, um dem Flussufer einen Teil seiner früheren Dynamik als Auenlandschaft zurückzugeben.
Bei den Führungen am Uferweg und beim Besuch im EKZ-Museum im Stromhaus Burenwisen war die frühere Rolle der Glatt für die Erzeugung von Elektrizität ein spannendes Thema. Auf einer der Tafeln dokumentiert ein historisches Foto, wie Bülach in der Silvesternacht 1891 zum ersten Mal durch elektrische Strassenlaternen erhellt wurde. Im EKZ-Museum in Glattfelden ist noch die Turbine des ehemaligen Stromhauses zu sehen.
Die Eröffnungsfeier fand beim idyllisch gelegenen Stromhaus Burenwisen statt. In der Begrüssung betonte Hannelore Schlecht, die Präsidentin der Lesegesellschaft: «Wir hoffen, dass die Wanderer an der Glatt den Weg mit ganz anderen Augen erleben werden.» In ihrer Ansprache lobte die Bülacher Stadträtin Andrea Spycher das kulturelle Projekt: «Einmal mehr hat die Lesegesellschaft Bülach grossartige Arbeit geleistet.»
Eine Broschüre mit dem Plan der Tafeln am Wanderweg soll bald im Stadthaus Bülach erhältlich sein. Eine Buchveröffentlichung ist anlässlich des 49. Neujahrsblatts der Lesegesellschaft Bülach geplant. Das Buch wird zudem noch dieses Jahr auf dem Bülacher Weihnachtsmarkt (vom 24. bis 26. November) erhältlich sein.
Sabrina Abate Detmar
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