23.12.2022 06:00
Tiere füttern, Büsis streicheln, mit dem Pony spazieren
Im Tierheim fallen Arbeiten an, für welche die Tierpflegerinnen manchmal wenig Zeit haben. Als Freiwillige ist Sandra Rütimann seit vier Jahren bei der Helena-Frey-Stiftung in Rümlang im Einsatz und hilft, wo sie gebraucht wird.
Rümlang. Wenn man hineinkommt ins Tierheim der Helena-Frey-Stiftung in Rümlang, begrüsst einen nachmittags ein kleiner Hund. Er gehört Sandra Rütimann, ist hier nur zu Gast und wartet in seinem Körbchen, bis «Frauchen» die Arbeit erledigt hat. Die Rümlangerin hat im Tierheim ihre Erfüllung gefunden. Als Freiwillige hilft sie den Tierpflegerinnen jeden Tag bei diversen einfacheren Arbeiten. «Hauptsächlich füttere ich die Tiere in der Katzenstation, helfe bei medizinischen Behandlungen, gehe mit dem Pony spazieren oder mache Kontrollgänge», erklärt die ansonsten nicht berufstätige Hausfrau.
Empfang von Griggeli, Morla und Karl
Heute ist als Erstes Griggeli, eine der vier Hauskatzen, an der Reihe. Sie lässt sich gerne verwöhnen, zeigt es aber auch deutlich, wenn sie genug hat. Die Hauskatzen würden nicht vermittelt, sondern gehören zum Tierheim, erklärt Rütimann. «Griggeli hat früher in der Nähe gewohnt und wurde vom Tierheim aufgenommen, als ihre vorherigen Besitzer sie nicht mehr betreuen konnten», erzählt sie, während das Büsi sich vom Besuch knuddeln lässt. Ebenfalls am Eingang empfangen einen am vergangenen Freitag zwei Schildkröten, die aus gesundheitlichen Gründen die Winterruhe dieses Jahr verspätet antreten müssen. Eine davon ist Morla. Mit dem Jahrgang 1892 ist die Maurische Landschildkröte die älteste Bewohnerin des Tierheimes. Da sie vorläufig noch warmgehalten wird, muss sie auch gefüttert werden. Genüsslich zerkaut sie ein hingehaltenes Salatblatt.
Schliesslich schaut dem ganzen Treiben Karl, eine Boa Constrictor Imperator, zu. Majestätisch thront die auch Kaiserboa genannte Riesenschlange in ihrem Terrarium auf einem Ast und scheint alles im Blick zu haben. «So schön er aussieht. Ich bin froh, dass ich Karl nicht pflegen muss», gibt Sandra Rütimann zu.
Draussen, beim Spaziergang mit Pony Fiona wird klar, warum es im Tierheim für Freiwilligeneinsätze eine Regelmässigkeit und gutes Vertrauen braucht. Denn die beiden Pferde, mit denen Fiona zusammen auf der Weide ist, wollen zurück in den Stall und warten auf ihr Essen. Schnell sei etwas passiert, wenn man die Tiere nicht gut kenne und aufpasse, erklärt die Helferin.
Die gar nicht so kleinen Minipigs
Nach dem kleinen Ausflug mit dem schon älteren Pony, das bei einem Unfall mit einem Ast sein linkes Auge verloren hat, gibt es noch einen Abstecher auf die andere Seite des Areals, von wo aus man auch die Hunde sieht und hört, die sich ebenfalls schon auf ihr Futter freuen. Dort sind sechs junge Minipigs zu Hause. Doch der Name täuscht. Immerhin können die beliebten Minischweine bis zu 100 Kilogramm schwer werden. Und das sei genau das Problem, erklärt eine anwesende Tierpflegerin, welche gerade die Schweine füttert. «Sie werden grösser als gedacht und dann können sie von den Besitzern nicht mehr artgerecht gehalten werden.» Zu den Schweinen gehören in einem anderen Gehege auch die Senioren Clyde und Peggy. Hier im Tierheim haben die Tiere den nötigen Auslauf, dürfen graben und sich suhlen, so viel sie wollen.
Zu den Tieren kam die gelernte Detailhandelsfachfrau Sandra Rütimann über private Wege. «In meinem Elternhaus hatten wir immer Tiere», sagt sie. Selber hat sie neben den beiden Hunden auch drei Katzen und ein Pony. «Alle meine Tiere stammen aus dem Tierschutz», so die 43-Jährige. Normalerweise ist Rütimann jeden Tag zwischen 16 und 17.30 Uhr im Einsatz im Tierheim. Aber nach Bedarf helfe sie manchmal auch am Vormittag aus. Körperlich schwere Sachen wie Putzen macht sie aber wegen Problemen mit dem Rücken und dem Handgelenk nicht, wie sie erklärt.
Seit vier Jahren im Einsatz
Seit vier Jahren ist Sandra Rütimann nun schon als Freiwillige im Tierheim im Einsatz, seit 4,5 Jahren wohnt sie in der Wohnung, zu welcher der Job als Nachtwache gehört. Dieser läuft nicht unter Freiwilligenarbeit, sondern werde mit der Wohnung verrechnet. Neben Rütimann, die schon seit vier Jahren dazugehört, gibt es noch langjährige Freiwillige, die mit den Hunden spazieren gehen oder die Büsis streicheln. Im Tierheim selbst ist man froh über die Unterstützung der Freiwilligen. «Sie machen die Arbeiten, für die wir selber in der Hochsaison keine Zeit haben», sagt Tierpflegerin Jennifer Brienza.
Mit ihrem eigenen Pony Zwerg, das Sandra Rütimann ebenfalls regelmässig spazieren führt, ist sie in der warmen Jahreszeit auch ab und zu im Alterszentrum Lindenhof auf Besuch. «Gerade die Menschen der Demenzgruppe blühen jeweils regelrecht auf», erzählt sie. «Zwerg» können sie sich immer merken.»
Bettina Sticher